Charakteränderung eines Hamsters

 In den Inseraten der Notfellchen versuchen Pflegestellen immer, die Kleinen so genau wie möglich zu beschreiben: Sie geben eine ungefähre Aufstehzeit an, schreiben, ob die Kleinen hand- oder futterzahm sind und welche Aktivitäten sie gerne mögen. Dennoch gibt es nie eine Garantie, dass der Hamster sich im neuen Zuhause genauso verhält oder im Laufe der Zeit nicht den Charakter ändert.

 

Hier möchte ich einige Beispiele nennen:

Wir mussten einen Zwerghamsterwurf aus einer Pflegestelle neu aufteilen, da die Babys zu groß wurden um weiterhin zusammen zu leben. Bei der Pflegestelle, wo sie aufgewachsen sind, waren alle handzahm und krabbelten für Futter jederzeit auf die Hand. Einer dieser Jungs kam in die Pflegestelle nach Hamburg, der andere nach Bargteheide. Der Bube in Hamburg zeigte sich gleich am nächsten Tag neugierig und nahm einen Mehlwurm aus den Fingern. So richtig auf die Hand klettern wollte er aber nie. Der Hamster, der nach Bargteheide gekommen ist, war aber plötzlich schreckhaft und fauchte, wenn man mit der Hand in die Nähe kam. Was war passiert? Man kann es nicht sagen. Alle Pflegestellen geben ihr Bestes, schöne Pflegegehege zur Verfügung zu stellen und es dem Notfellchen so bequem wie möglich zu machen. Gibt es auch zwischen Mensch und Hamster eine gewisse Chemie? Den einen Menschen mag der Hamster mehr und den anderen weniger. So erscheint es zumindest.

 

Casimir (ein Goldhamster) ist ein anderer Fall: Er musste bis zu seinem 3. Lebensmonat in einer kleinen Plastikbox mit seinen 2 Brüdern leben. Beim Abholen machten alle Hamster den Eindruck, dass sie absolut handzahm waren. Natürlich bekamen bei uns die 3 Brüder jeweils ein eigenes Gehege und das in verschiedenen Pflegestellen. Zwei Buben gingen nach Neu Wulmstorf und einer nach Hamburg. Der Hamster in Hamburg war in den ersten Tagen super zahm und zutraulich und zog sich danach erst einmal zurück um dann nach 2 Wochen wieder neugieriger zu werden. Casimir und sein Bruder in Neu Wulmstorf hätten unterschiedlicher nicht sein können. Der Bruder war von Tag eins an aufgeschlossen und früh im Laufrad unterwegs. Leckerlis nahm er gleich aus den Fingern. Casimir jedoch wurde sofort zu einem richtigen Phantom. Die Pflegestelle wusste nur, dass ein Hamster im Gehege lebt, da jeden Morgen das Futter fehlte. Normalerweise geben solche Hamster aber nach ein bis zwei Wochen ihr Phantomleben auf und stehen doch mal eher auf und entwickeln ein wenig mehr Vertrauen dem Menschen gegenüber. Casimir jedoch war auch nach 4 Wochen nie zu sehen. Da solch ein Hamster eher schlecht vermittelbar ist, entschied die Pflegestelle Casimir zu behalten und er zog in eine große Endstelle. Nach 3 Monaten jedoch war er nicht mehr wieder zu erkennen: Plötzlich stand er als Erster auf um sofort in den Auslauf zu können und da wollte er stundenlang bleiben. Die Pflegestelle war mehr als überrascht, dass er nach so langer Zeit doch noch seinen Charakter änderte.

 

Sully (ein Campbell-Hybrid) ist auch ein seltsamer Bursche. Auch er musste auf eine andere Pflegestelle verteilt werden, weil der Wurf zu alt wurde. In der ersten Pflegestelle war er sehr revierbezogen und attackierte die Hand, sobald sie ins Gehege kam. Nach dem Umzug in die Pflegestelle in Hamburg war er manchmal zwar etwas wild, wenn er Mehlwürmer entgegen nahm, aber mit der Zeit wurde er richtig zahm, kletterte vorsichtig auf die Hand und füllte in Ruhe die Backentaschen. Als er dann vermittelt wurde und zu seinen neuen Besitzern zog, zeigte er wieder das Revierverhalten. Auch hier weiß keiner, woran das liegt.

 

Fazit: Jeder Hamster ist am Ende doch eine kleine Überraschungstüte und man sollte sie so nehmen, wie sie sind.