Milbenbefall

Immer wieder werden Pflegestellen nach Abgabe eines Hamsters an seine neue Besitzer gefragt, ob es normal ist, dass er sich so viel kratzt. Nun muss man differenzieren, ob sich ein Hamster nur putzt oder wirklich kratzt, weil ihn etwas irritiert. Es gibt gerade bei Zwergen einige Exemplare, die sich sehr ausgiebig putzen und sich dann auch mal durchgängig mehr als 10 Minuten putzen und da gehört auch Kratzen dazu. Auch durch Stress putzen sie sich oft sehr ausgiebig und Stress ist in einem neuen Umfeld nach einem Umzug nicht ungewöhnlich. 

Wenn man aber wirklich das Gefühl hat, dass der Hamster sich ungewöhnlich oft kratzt, kann man erstmal in sein Nest schauen, ob da was krabbelt. Wenn der Hamster soweit zahm ist, kann man ihn auch in die Hand nehmen und durch das Fell streichen und schauen, ob man etwas sehen kann. Hamsterfell sollte komplett klar sein und ohne Schuppen. Schuppen könnten sogar auf einen Pilz hinweisen. Natürlich sollte das Fell dicht sein. Auch kahle Stellen sind ein Indiz für Milben oder anderen Hautkrankheiten. 

Wenn im Nest oder im Fell etwas krabbelt, dann sollte man irgendwie versuchen, es auf Tesa aufzukleben und es dann einen guten Tierarzt mitzunehmen. Der Tierarzt sollte auf jeden Fall auch hamsterkundig sein. Wenn ihr also die aufgeklebten Tierchen und den Hamster zum Tierarzt bringt, reicht es nicht, wenn der Tierarzt sagt: "Das sind Milben!" Nein, der Tierarzt muss die Milbenart bestimmen, weil man nur dann richtig handeln kann. Denn  z.B. bei der tropischen Rattenmilbe müsste man das komplette Gehege leeren, alle Holzsachen ausbacken, alle Keramiksachen desinfizieren, die Wohnung foggern und den Hamster drei Wochen in Quarantäne mit regelmäßigem Spotten lassen. (Spotten bedeutet, dass ein Tropfen einer Chemikalie / Antimilbemittel in den Nacken des Hamsters gegeben wird. Bitte überlasst das dem Tierarzt, da er die richtige Dosis kennt. Zu viel Spot On kann einen Hamster töten.) Deuten die Zeichen eher auf einen Pilz hin, muss eine Pilzkultur vom Tierarzt angelegt werden. 

Es gibt aber auch Milbenbefall, wo das komplette Erneuern des Geheges sogar schädlich sein kann: Demodex. Die Milbenart wird mit der Muttermilch übertragen und die Symptome (kahle Stellen) treten oft erst im Alter oder bei einer Autoimmunschwäche auf. Das Reinigen des Geheges würde Stress bedeuten und die Krankheit schlimmer machen. Diese Milben kann man nicht mit dem bloßen Auge sehen, sondern nur mit dem Mikroskop und deswegen ist es so wichtig, dass ein professioneller Tierarzt die richtige Diagnose stellt. Auch bei Demodex gibt es ein Spot On, aber da die Milben praktisch im Tier leben, muss am Gehege nichts verändert werden. 

Manchmal bekomme ich aber auch ganz aufgeregte Nachrichten, wo mir beschrieben wird, dass es viele helle Tierchen in der Nähe des Wassernapfes gibt und es sich aber keine Tierchen auf dem Fell befinden. Zu 99% sind das Staubmilben: Auch wenn diese eklig aussehen und oft in großen Mengen auftreten, sind sie für den Hamster nicht schädlich, da sie an den feuchten Stellen bleiben und nicht auf das Tier gehen. Trotzdem muss Gewissheit geschaffen werden und die Tierchen müssen bestimmt werden. Wenn es nur Staubmilben sind, muss man dafür sorgen, dass es keine feuchten Stellen im Gehege gibt und schon verschwinden sie meist von alleine. 

 

Fazit: Wenn man sieht, dass sich das Fell des Hamster verändert und er eine Hautkrankheit (Pilz, Milben, hormonelle Störung...) hat oder man extra Tierchen im Gehege krabbeln sieht, sollte man schnellstmöglich einen hamsterkundigen Tierarzt aufsuchen und eine genaue Diagnose verlangen.